Du kennst das bestimmt: Es steht das wichtigste Match der Saison an, Deine Teamkollegen sind motiviert und Du bist es auch. Dich am Tag des Matches läuft es nicht immer so, wie Du es dir vorgestellt hast. Im Training spielst Du eine präzise Rückhand, im Match verfehlst Du drei Bälle hintereinander. Vor einem Match sieht die Realität oftmals anders aus: Vor lauter Nervosität bekommst Du eine Art Schnapp-Atmung, die Knie zittern und Deine Schritte sind längst nicht so stabil und fokussiert, wie Du es aus dem Training gewohnt bist. Dieser Beitrag stellt dir 5 Tipps vor, damit Du auch bei einem wichtigen Punktspiel nicht die Nerven verlierst.
Training und Wettkampf – hast Du Spaß an der Sache?
Nervosität vor einem Match ist völlig normal. Im Spiel ist alles anders als im Training in der Woche zuvor. Damit teilst Du eine Erfahrung, die wahrscheinlich 95 Prozent der Tennisspieler so oder so ähnlich schon erlebt haben. Denn Nervosität kann unser aktives Handeln beeinflussen. So verändern auch Profi-Spieler ihr Spiel, wenn sie nervös werden. Auf der einen Seite gibt es Spieler, die nun in das passive Spiel überwechseln und die Bälle nur „sanft“ zum Gegenspieler zurückschlagen. Auf der anderen Seite gibt es Spieler, die ohne Rücksicht auf Verluste auf die Bälle hämmern, ohne konkrete Lücken zu entdecken oder Punkte zu sammeln. Wir sind der Ansicht, dass beide Varianten keine dauerhafte Lösung darstellen, und sind auch der Meinung, dass Du Dein Match zukünftig souverän spielen kannst, wenn Du die folgenden 5 Tipps beachtest. Denn bei einem Punktspiel gilt: volle Konzentration bei jedem Schlag, sowohl mental als auch körperlich.
#1 Bewusstsein – es kann nichts schief gehen
Egal, ob es sich bei Deinem Match um ein Spiel der Landesliga oder um einen „Hobby-Wettkampf“ handelt: Sind die Tribünen verhältnismäßig voll und die Zuschauer laut, so kann dies zu großer Aufregung seitens der Spieler führen. Mach Dir bewusst: Dies geht allen Spielern so. Sieh DICH um, genieße die kraftvolle Atmosphäre und mach Dir klar, dass es in erster Linie um Spaß geht. Mach Dir klar, dass Du Dein Bestes gibst – zu jedem Zeitpunkt. Und solltest Du das eine Match verlieren, so wächst Du an Deinen Fehlern. Es gibt keinen Profi-Spieler, der nicht Dutzende Male schon verloren hat. Nervosität bedeutet zunächst einmal, dass man sich ausgiebig mit Training und Vorbereitung auseinandergesetzt hat – und das könnte beim nächsten Match Dein Vorteil sein.
#2 Gib dir selbst die Zeit, die Du brauchst
Ist ein Punkt ausgespielt, nimm Dir kurz Zeit für den nächsten Ball. Der letzte Ballwechsel war anstrengend, knapp und Du hast ihn verloren – das ändert nichts daran, dass es trotzdem weitergeht. Atme tief durch und lass Dir mit dem nächsten Aufschlag ein paar Sekunden mehr Zeit. Setze Dich selbst nicht unter Zeitdruck und bereite Dich in aller Ruhe vor. Stress bringt uns zwar in gewissen Situationen einen Adrenalinschub, in anderen wirkt er allerdings lähmend. Finde ein Stresslevel, das dir Spaß bringt und Dich antreibt – anstatt eines, das Dich verkrampfen lässt und die Aufmerksamkeit auf Deine Fehler lenkt.
#3 Rituale der Besten – wie Du Dein Match für DICH entscheidest
Was hat ein Ritual konkret mit Nervosität vor oder bei einem Match zu tun, fragst Du Dich? Nun, sieh dir ein paar vergangene Spiele Deiner Lieblingsathleten an. Achte ganz besonders auf die Aktionen der Profis, wenn es mal nicht wie gewünscht funktioniert. Es gibt auch hier wieder zwei Typen von Spielern: Die einen möchten sich vor dem Spiel pushen, sie sehen sich erfolgreiche Tennisspieler an, begutachten die großartigsten Punkte der letzten Jahre und hören eventuell laute und treibende Musik dazu. Die anderen machen das genaue Gegenteil – sie ziehen sich etwas zurück, kehren sich dem Inneren zu und versuchen beispielsweise mit Atemübungen und entspannender Musik sich selbst zu beruhigen. So entwickelt jeder Spieler sein individuelles Ritual – die alle ein gemeinsames Ziel haben, und zwar Entspannung und Souveränität. Dabei variieren die Rituale unter den Geschlechtern und auch von Mensch zu Mensch teilweise sehr stark. Die einen küssen immer ihren Glücksbringer, die anderen tragen ihr Lieblingsarmband. Andere sehen zum Himmel und atmen tief durch, während es auch sehr einfallsreiche Rituale gibt, wie beispielsweise bestimmte Gerüche oder Salben. Du kannst Dir also ruhigen Gewissens ein Ritual eines professionellen Spielers abschauen und angewöhnen. Trainiere auch mit Deinem Ritual, sodass es Dir während eines Spiels Sicherheit und eine ruhige und positive Ausstrahlung gibt – wer weiß, vielleicht macht dies sogar Deinen Gegenspieler nervös?!
#4 Atmung – die Kontrolle Deiner Lungen verbessert Deinen Schlag
Vor jedem Ballwechsel, nach jedem gewonnenen oder verlorenen Punkt: Atme! Konzentriere Dich – auch wenn Dein Puls schnell geht – auf eine ruhige und ausgewogene Atmung. Das klingt zunächst einfach, erfordert aber ein bisschen Übung. Du kannst Dich mit Deiner Atmung wieder auf das Wesentliche konzentrieren – und das ist der nächste Ballwechsel. Ein beruhigter und kontrollierter Atem lässt Dich den nächsten Aufschlag souverän schlagen und bringt Deine Konzentration wieder auf den Punkt, nämlich das Match. Im Training kannst Du verschieden Atemtechniken ausprobieren – die Auswahl ist quasi unbegrenzt. Von der holotropen Atmung zur tiefen Bauchatmung hin zu einfachen Entspannungsübungen – die meisten Atemtechniken lassen sich in Sekunden anwenden und zeigen nach weiteren Sekunden ihre Wirkung.
#5 Prozenttennis – die Wirkung der „richtigen“ Fehler
Prozenttennis ist eine passive Spielweise, bei der Du anstatt 100 Prozent Deine Leistung eher auf etwa 80 Prozent heruntersetzt. Du spielst bewusst sicher und gibst Deinem Gegenüber ausreichend Chancen, selbst die Fehler zu machen. Versuche also stets, die Schwächen Deines Gegners anzuspielen, gehe dabei jedoch nicht zu viel Risiko ein. Es bedeutet auch, Geduld zu beweisen. Baue den Druck Deines Gegenspielers auf, indem Du Deine Fehlerquote kontinuierlich senkst. Greif im richtigen Moment an, aber warte lieber den nächsten Ball ab, wenn das Risiko zu hoch ist, dass Du den Punkt verlierst. Beim Prozenttennis spielst Du den 2. Aufschlag immer sicher in das Feld. Returns solltest Du nie zu nahe an die Linie spielen – aber auch nicht zu weit in die Mitte. Finde den Ausgleich zwischen passivem „Zuspielen“ und aktivem „Angreifen“ und spiele auch mal mit etwas mehr Topspin – selbst, wenn Du trotzdem einen Fehler machst, gilt es, weiter Prozenttennis zu spielen. Langfristig kann dies auch zum Erfolg führen und Deine Nervosität hat sich mittlerweile eventuell auf Deinen Gegenspieler übertragen.
Autor: Moritz Waldner